Megace Logo
 Home
 News
 Info English
 Info German
 Facts 'n' Pix
 Discography
 MP3 Samples
 Interviews
 Merchandise
 Guestbook
 Mela Bock
 J?rg Schr?r
 Stefan Speidel
 Christian Wulff
 Andreas D?wel
 Links
GAMMA RAY Tourtagebuch 1994

Februar - März 1994

Donnerstag 17.02.1994

Jede Tour beginnt mit zwei extrem unangenehmen Tätigkeiten: 1) Im Proberaum alle benötigten Instrumente, Verstärker, Schlagzeugteile etc. in riesige, sauschwere und meist unhandliche Cases verpacken! Schlauerweise bereits am Mittwoch erledigt, blieb nur noch Teil 2) : Die in 1) beschriebenen Cases aus dem Bunker in den Bus wuppen. Bei Monstren wie z.B. Dirks Verstärkerrack nicht unbedingt jedermanns Sache... Nach schlappen 5 Stunden und diversen aufgrund von Platzmangel in den Bunker zurück verfrachteten Cases, konnte auch endlich die ca. 20 Stunden dauernde Fahrt mit Ziel Budapest beginnen.

Freitag 18.02.1994 - Budapest, Petöfi Hall

Gegen 12:00 kommen wir an der Halle an. Licht und P.A. stehen bereits und die Manowar Backline wird gerade aufgebaut. Also erst einmal frühstücken, duschen, Bus ausladen, Anlage auspacken, alle 9 Gitarren und 2 Bässe neu besaiten, und dann das große Warten auf Joey DeMaio. Die anderen Krieger sind schon längst da, die Bühne ist seit über 2 h fertig, und der Penner erscheint einfach nicht zum Soundcheck, der auch niemals ohne ihn losgeht. Um 18:00 taucht er dann auch endlich auf, läßt 'ne blöde Höflichkeitsfloskel los, von wegen "make some noise tonight", und latscht auch gleich ohne eine Antwort abzuwarten weiter. Nach einem endlosen Soundcheck haben wir (A.C. - Drumtech, Jörg Zaske - Frontsound & Tourleiter, Olaf Broders - Bass & Kais Gitarren und ich - Keyboards & Dirks Gitarren) doch noch genug Zeit die Gamma Ray - Anlage aufzubauen. Die Band schafft es sogar noch 2 min einen Song anzuspielen, während die ersten der 2000 Fans in die ausverkaufte Petöfi-Halle gelassen werden. Die Show läuft problemlos ab, obwohl auf der Bühne kaum Platz ist, da Thomas' Drums bis vorne an den Bühnenrand reichen. 30 min nach dem letzten G-Ray Ton fangen Manowar auch schon mit ihrem Set an, woraus eventuell ein wenig die Hektik beim Abbau zu erkennen ist. Die örtlichen Helfer (Hands) waren schon fast ein wenig zu schnell, sodaß das Equipment ziemlich unkoordiniert hinter der Bühne rumstand, sehr zum Leidwesen von A.C., der den Hands seinen Abbauplan bereits vorher in allen ihm bekannten Sprachen (außer Ungarisch) erklärt hatte - leider umsonst. Dann gabs noch ein leckeres Essen der fantastischen Catering-Crew, die uns die ganzen Tour begleitete, ein schnelles Beladen des Busses, ein wenig Manowar glotzen, und um 24:00 sind wir auch schon wieder losgefahren und ohne Party früh ins Bett.

Sonnabend 19.02.1994 - Wien, BA Zelt

Ein riesiges Zelt in Konzerthallengröße, draußen Schnee, dementsprechend kalt war es auch in der "Halle". Toiletten und Duschen in einem Container, zwar warm aber dreckig und stinkend - beste Bedingungen also. Joey steht bei G-Rays Showstart direkt hinter mir, wie eigentlich jeden Abend einer der Kriegsmänner (meistens allerdings Dave & Rhino) bei Soundcheck und/oder Gig dabei ist, und blinzelt mich mit seiner grauen Pupille freundlich an. Manowar fangen ihren Set heute 2 mal an, da die Bühne beim ersten Song dermaßen zugenebelt ist, daß absolut nix zu sehen ist. Joey entschuldigt sich bei den Fans für diesen "Bullshit", und alles geht inklusive Intro von vorne los. Im Set selbst hält Joey noch eine fast 10 minütige Rede über einen krebskranken Freund und seine Einstellung zum True Metal und alle sind ergriffen... Heute sind Manowar übrigens "Austrians", die nächsten Shows sind sie "Germans", früher waren sie Engländer und eigentlich sind sie Amis. Wer soll das noch begreifen?

Sonntag 20.02.1994 - Ludwigshafen , Day off

Ankunft im Hotel ca. um 14:00. Duschen, lenzen, TiVi glotzen, Dirks Explorer reparieren, chinesisch essen, Beavis & Butt-Head, Headbangers Ball, Olaf schnarcht gottseidank nicht.

Montag 21-02-1994 - Ludwigshafen, Eberthalle

Ich hab's anscheinend geschafft, Dirks ESP Explorer stimmäßig in den Griff zu kriegen. Auf der letzten Tour habe ich mich schon permanent über diese Mistklampfe geärgert, we'll see what happens... Zusammen mit Olaf habe ich heute noch diversen Kleinkram besorgt, der uns vor, während oder nach der Show fehlte; A.C. hat für Thomas sogar 'nen Getränkehalter besorgt! Gamma Ray spielen heute ein leicht verändertes Set, "Insanity" und "Dream Healer" fliegen raus, "Last before..." und 'n halbes (!) "Changes" kommen rein. Nach Meinung der gesamten Crew nicht unbedingt eine schlaue Aktion, die Band ist damit glücklicher. Bei "Last before..." muß ich ab heute immer ein bißchen Keyboard spielen, zusätzlich zu "Gamma Ray" und "Heading" - natürlich ohne Probe direkt auf die Bühne (der Saal hat gekocht...). Manowar leiern ihr, unser Meinung nach ziemlich schlaffes, Set wie bisher 'runter. Joey sucht sich diesmal sein Aftershow-Chick schon auf der Bühne aus (Bei "Kings of Metal" werden immer 5-6 Fans zum mitbangen auf die Bühne geholt). Joey schiebt fast jeder Frau tief die Zunge in den Hals, ist diesmal aber anscheinend so begeistert, daß er sie diesmal in die Richtung von Pauli, seinen Bass-Roadie, schiebt und ihr unmißverständlich klar macht, daß sie dort auf ihn zu warten hat. Pauli ist natürlich alles andere als begeistert, daß sie ihm die ganze Show über im Weg steht... Nach dem Gig taucht Backstage ein Mädel auf, das total in Dave verliebt ist und sich vor lauter Aufregung kaum bewegen kann. Sie will einfach nur da "sein" und nicht mehr. Strange! Am Ende der Tour ist sie dann schließlich Gamma Ray Fan und steht überhaupt nicht mehr so richtig auf Manowar.

Dienstag 22-02-1994 - Fürth, Stadthalle

Die Explorer treibt mich noch zum Wahnsinn, also Tremolo ab, neues rauf und erst einmal wieder ein bißchen Ruhe. G-Ray bekommen keinen Soundcheck, was bis zum Ende der Tour auch schon fast Standard ist. Manowar haben Streß mit ihrem Drum-Trigger-Sound (sämtliche Schlagzeug-Sounds sind getriggertt), und reißen deswegen einen nicht enden wollenden Soundcheck ab. Heute klappt so einiges nicht: Jans Sender fällt mal wieder aus, Dirks Sound stimmt irgendwie gar nicht mehr (my fault), bei Heading gebe ich ihm schlafenderweise ein D-Tuned Gitarre (Gamma Ray haben einige Songs, bei denen die tiefe E-Saite um einen Ganzton auf D heruntergestimmt ist), Ralf bekommt ein Kaugummi ins Haar geworfen und Kai reißt alle 2 Songs 'ne Saite. Nur Thomas trommelt unbehindert und fehlerfrei wie immer, und ist nach dem Gig als einziger gut drauf. Im letzten regulären Song des Manowar-Sets fliegt die Hauptsicherung raus, und es dauert 30 min bevor es weitergeht. Joey schleckt Backstage derweil 'n blondes Chick ab, während Eric mit dem Hund der Local-Crew spielt (natürlich im Bademantel) - Strange!!! Bei uns im Bus ist Heizung kaputt, was mich als einzigen nicht stört - die Anderen weinen und frieren oder wärmen sich innerlich auf.

Mittwoch 23-02-1994 - Freiburg, Novotel (Day off)

Heute lerne ich zum ersten Mal eines der immer gleich aussehenden Novotel - Hotels kennen. Die näxten Day-offs kommt man nur noch ins Zimmer, wundert sich vielleicht kurz darüber, daß das Zimmer gespiegelt wurde und fühlt sich gleich wieder Zuhause. Jan, Thomas, Olaf & ich laufen nachmittags durch Freiburg-City, die seltsamerweise von 'ner Art oberirdischen Kanalisation (ca. 30 cm breiten und 15 cm tiefen Regenrinnen) durchzogen ist. Tiefstes Mittelalter, direkt vor Karstadt. Unerwarteter Weise bin ich nicht in so'n Teil gefallen! Einige ziehen abends noch durch Freiburg, soll ziemlich gesuckt haben.

Donnersday 24-02-1994 - Freiburg, Stadthalle

G-Ray geben bei WOM 'ne Autogrammstunde, the Roadcrew sitzt in der Halle und wartet darauf, die Backline auf die Bühne schieben zu dürfen: A.C. pennt im sitzen, Olaf repariert 'n Bass, Lichtmann Jerry versucht die Songs per Discman zu lernen, Jörg Zaske hantiert mit dem Backdrop "rum, daß heute das erste Mal zum Einsatz kommt, Driver Volker ist mit dem Bus in der Werkstatt, Merchandiserin Wanda ist am Shirts zählen, und ich versuche die letzten 3 Tage zu rekonstruieren. Alle sind ein irgendwie genervt! Obwohl genug Platz wäre, bekommen wir keine Rampe und müssen alles über winzige Seitentreppen auf die Bühne rödeln. Doch dann der Gig: Alles klappt, Monitorsound ist gut, das Publikum ist super drauf und hinterher können alle wieder lachen. Das Programm wurde wieder etwas geändert und "Gamma Ray" zum Opener erkoren. Goldrichtige Wahl, nach wenigen Sekunden herscht allgemeine Begeisterung und jede Menge raised, klatsching Hands sind zu sehen. Langsam wirds rund! Mannomore muß ich mir heute nicht geben, lediglich Joeys Abknutschaktion ziehen Olaf und ich uns rein. Funny wie immer. Kaum zu glauben, wieviele hirnlose Frauen es gibt, die sich bereitwillig benutzen lassen. Ach ja, heute durfte keiner von uns sich während des Manowar-Theaters in Bühnennähe aufhalten, da vorgestern in Fürth keine Sicherung rausflog, sondern irgendein Scherzkeks den Hauptstromschalter umgelegt hat. Es wurde niemand direkt verdächtigt, es sollte bloß erneute Sabotage ausgeschlossen werden. Was Rhino heute im G-Ray Dressing-Room gesagt hat, darf ich hier leider nicht wiedergeben. Too sad!!!

Freitag 25-02-1994 - Offenbach, Stadthalle

Heute bin ich schon um 10:00 aufgestanden und mit Thomas 'n bißchen in Oldenburg rumgelaufen. Ganz nette Bummelzone, aber nix übermäßig aufregendes. Leider habe ich Idiot mir die Hendrix-Live USA DCD nicht geholt... Als wir um 14:30 zurückkommen ist schon alles ausgeladen. Schlechtes Gewissen meinerseits, für die Anderen kein Problem - Sonst laden wir aber auch nie vor 15:00 aus! Heute läuft wieder alles ausgesprochen gut, klasse Show - kein Nerv, obwohl wir ab heute erst 15 min vor Showbeginn auf die Bühne dürfen, um Handtücher und Getränke zu positionieren und Gitarren zu stimmen. Manowar machen heute wieder 'n ausgiebigen Soundcheck, da Rhino von uns erfahren hat, daß seine Becken nicht zu hören sind. Er ist natürlich gleich petzenderweise zu Soundmann Jeff gelaufen, der daraufhin sauer auf uns ist, etc. etc. Kindergarten eben. Um eben diesen komplett zu machen, kommen Andre und Hansi von Blind Guardian heute zu Besuch, und die allgemeine Wiedersehensfreude wird mit einem Taxibummel durch Offenbach und Frankfurt gefeiert. Im F63 spielt zwar 'ne Band, da aber keiner Bock auf Totentanz hat, fahren wir weiter nach Frankfurt ins Speak Easy. Als der Laden um 2:00 schließt laufen alle Buffo hinterher in den Erbeermund, bis wir dann schließlich 90 min nach der vereinbarten Abfahrtszeit (3:00) zurück am Bus sind. Der Bus muß auch noch fast angeschoben werden, da in der Zwischenzeit der Strom von der Halle abgeklemmt wurde, im Bus aber noch reichlich Verbraucher liefen. Nach ein paar Versuchen schafft Volker es aber noch. Diesmal noch Glück gehabt! Sogar der mir angekündigte Ebblewoidurchfall blieb gottseidank aus.

Samstag 26-02-1994 - Ravensburg, Oberschwabenhalle

Die Stimmung zwischen den Lagern ist heute ziemlich unterkühlt. Mit Pauli komme ich wie immer gut klar, gottseidank, da wir beide auf der gleichen Bühnenseite werkeln, aber der allgegenwärtige Druck von oben (who is it?) läßt allen das Lächeln gefrieren. Da die Anwohner sich über den Lärm beschwert haben, wird dies wohl das letzte Konzert in der Oberschwabenhalle sein, deswegen gibt es für beide Bands keinen Soundcheck. Die Halle suckt eh, der Backstagebereich liegt sozusagen in der Halle, hinter der Bühne im "ersten Stock", nur durch Sperrholzwände abgetrennt. 4 kleine Löcher für Manowar, 1 für G-Ray. Essen nach der G-Ray-Show also bei ohrenbetäubenden Feedbackorgien. Heilige scheiße, was für eine Misthalle. Joey läßt heute zum ersten Mal seine Ansprache über seinen krebskranken Freund weg. They seem a bit pissed off! Kommt die "best Support-Band we ever had" (O-Ton Joey) vielleicht zu gut an?

Sonnentag 27-02-1994 - Böblingen, Novotel (Day off)

Tote Hose! so ziemlich the offest day I ever had. Kurze Bühnenaufbaubesprechung für die Japan-Tour, glotzen, lesen, schlafen.

Montag 28-02-1994 - Stuttgart, Messe Congresszentrum B

Manowar haben endlich eingesehen, how boring ihr Set ist (ca. 20 min Feedback + 10 min Gelaber), und nehmen 2 neue Songs ins Programm ("Sign of the Hammer" & "Wheels of fire", dafür fliegt "Blood of my enemies"). Das bedeutet mal wieder 3h Manowar-Soundcheck. Gottseidank kann man hier flüchten! Wir erhalten heute auch 2 neue zu befolgende Gebote: 1. Backstage- & Cateringbereich bis 22:45 (Manowar Showende) verlassen, 2. Ab morgen möglichst nicht vor 16:00 in der Halle aufkreuzen, damit wir nicht im Weg rumstehen oder irgendetwas kaputtmachen oder unnötigerweise gut drauf sind etc. Anlaß dafür war eine G-Ray-Playlist, die wir auf einer Monitorbox haben kleben lassen, woraufhin Joey Bühnenmanager Pete zusammenscheißt, der daraufhin Olaf anbrüllt. Außerdem hat sich der Vorhang vor Manowars Backline irgendwie bewegt, und selbige war ein bißchen zu sehen, was natürlich ganz und gar unmöglich ist! Schulligung! Während des Manowar-Gigs , gibt es 'n Linda de Mol - mäßigen Heiratsantrag eines Fans an seine Freundin und das erste Mal keine überdrehte "Suck my kiss" - Aktion von Joey, nachdem er in Ravensburg von einem weiblichen Fan angewidert weggestoßen wurde. Nach dem Gig feiern Manowar in der Rockfabrik in Ludwigsburg noch 'ne Party, zu der wir nicht von den Kings of Metal, sondern von Hasche eingeladen werden. Alkohol schafft Einigkeit, und so lockert sich das Verhältnis wieder 'n bißchen. Durch freies Trinken auf Tourpaß werden natürlich alle ziemlich schnell stramm, und ich falle natürlich mit meiner berühmten Geschicktheit beim herumblödeln mit Dirk aufm Arm voll auf die Schnauze und er auf mein Bein, das sich so geschickt verdreht, daß ich mir 'ne saftige Bänderdehnung im Knie hole. Also morgen in Magdeburg erst einmal ins Krankenhaus, zum Röntgen, Verband verpassen und so weiter.

Dienstag 01-03-1994 - Magdeburg, Amo

Nur ca. 500 Zuschauer machen Magdeburg wohl zu dem am schlechtesten besuchten Konzert der Tour. Den Nachmittag verbringe ich im Krankenhaus, gottseidank ist nix gebrochen, und ich kann, wenn auch etwas behindert, weitermachen. Gamma Ray bekommen heute nicht einmal einen Backstageraum, dafür schaffen wir den absoluten Abbaurekord: Nach ca. 30 min ist alles im Bus! Und das, obwohl ich heute hauptsächlich dirigieren kann und nur die Gitarren selbst einpacke. Gerüchten zufolge sollen es sogar die gleichen Hands wie am Nachmittag gewesen sein, die für jedes Case einzeln aufgefordert werden mußten und permanent die Bühne (auf der nix los war) angestarrt haben. Offiziell standen uns auch keine Duschen zur Verfügung, trotzdem schafften Olaf, Jan und ich es noch, nach dem Gig in dem der Küche als Abwaschraum angeschlossenen Bad zu duschen. Die Nacht verbringen wir ohne Weiterfahrt direkt vor der Halle. Ich ziehe mich meinem Bein zuliebe früh ins Bett zurück, gewisse Herrschaften sollen nachts auf der Suche nach Bier noch am Gebäude entlang gekraxelt sein, und tatsächlich einen Weg hinein gefunden haben.

Mittwoch 02-03-1994 - Erfurt, Kulturhaus

Da wir den ganzen Tagüber fahren und erst um 16:30 am Kulturhaus ankommen, ist unser tägliches Freßpaket, das wir jeden Abend von der Catering-Crew bekommen natürlich entsprechend schnell vernichtet. Busfahrer Volker und Kai gehen jedoch irgendwo reichlich einkaufen, sodaß wir bei unserer Ankunft nicht wie erwartet völlig ausgehungert über das Catering herfallen, da wir während der Fahrt permanent gefressen haben. Kai und Dave Shankle joken im Catering über 2 Tische hinweg miteinander: Kai schlägt vor, er spielt heute Daves Part und Dave seinen. Nach kräftigem Abgelache meint Dave dann doch ablehnend: "I wouldn`t put you through that Hell!". Joey ist natürlich nicht dabei... Zu den Shows der beiden Bands gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, die Routine aller ist schon längst vorhanden, sodaß nur noch kleine Unaufmerksamkeiten Streß verursachen (mal abgesehen von Herrn Rubachs Bassanlage, die Tag für Tag mehr zusammenbricht, sodaß er schon seit ein paar Tagen nur noch 2 anstatt 4 Boxen spielt, was ihm natürlich gar nicht gefällt, aber leider von uns nicht zu ändern ist). Beim Gitarrenwechsel vergesse ich einen der Sender auszuschalten und schalte Dirks Rythmusprogramm frei, wobei das gleichzeitige Laufen von 2 Sendern ein ziemlich heftiges Pfeifen auslöst. Zunächst löst diese Aktion aber nur ein Schmunzeln bei mir aus, weil Dirk wie Rumpelstilzchen durch die Gegend hüpft und kreischt "es pfeift, es pfeift", was ich natürlich höre, bis mir des Rätsels Lösung in den Kopf schießt. Ansonsten werde ich das Gefühl nicht los, daß Manowar auf dieser Tour 'n Haufen Fans verlieren, wobei Gamma Ray jedoch viele dazugewinnen. Anscheinend merken dies aber noch andere, was wohl auch der Grund für anhaltende Schikanen ist.

Donnerstag 03-03-1994 - Siegen, Siegerlandhalle

Olaf versucht die Götter gnädig zu stimmen, indem er ihnen ein offensichtlich bereitwilliges Groupie in den Backstagebereich führt, daß jedoch von allen als Transvestit erkannt wird. Olaf bleibt immer noch hartnäckig dabei, daß dieses Wesen dem weiblichen Geschlecht zugehörig war. Jedenfalls fliegt "sie" hochkant wieder aus dem Backstageraum, und wir können froh sein, daß wir nicht noch einen reingewürgt kriegen!

Freitag 04-03-1994 - Hamburg(Day off)

Home sweet home!!!

Sonnabend 05-03-1994 - Hamburg, Sporthalle

Der von Manowar für hier angekündigte Weltrekordversuch als lauteste Band der Welt wird aus mir unbekannten Gründen nach Hannover verlegt. Das war wohl unter anderem mit dafür ausschlaggebend, daß G-Ray den bisher längsten Soundcheck der gesamten Tour machen können. Zusätzlich zum obligatorischen Line-Check (wobei nur kurz getestet wird, ob die Mikros ein Signal an die P.A. weiterleiten) schafft die Band es doch tatsächlich 2 ganze Songs durchzuspielen. Unser Soundmann Jörg Zaske springt also wenigstens in G-Rays "Heimatstadt" (wenn man dies so sagen kann: 1 Frankfurter, 1 Stuttgarter, 1 Lübecker, 1 Ahrensburger und - doch - 1 Hamburger) nicht gänzlich ins kalte Wasser. Während bei "Heal me" in den ruhigen Passagen viele Leute ihre Feuerzeuge herausholen, und sich ein wenig den vielen Stimmungen des Songs anpassen, sind die obligatorischen Prolls heute so dreist, in eben diesen Passagen nach Manowar zu brüllen. Spacken! Manowar sehe ich nicht mehr, da bin ich schon wieder fast zu Hause, wo ich auch bleibe, bis die Tour weitergeht.

Montag 07-03-1994 - Berlin, Huxley's Neue Welt

Mit der üblichen Stunde Verspätung kommen wir pünktlich um 11:00 los. G-Ray geben 'ne Autogrammstunde bei WOM, während die Crew in der Halle rumhängt und erneut einen der berüchtigten Manowar'schen Soundchecks über sich ergehen läßt. Nach der sauerstoffarmen Show im völlig überfüllten Huxley's, in das irgendwelche geldgeilen Säcke 500 Fans zuviel gelassen haben (2300, anstatt der zugelassenen 1800), und Dirk doch tatsächlich beim ersten Ton des ersten Songs "ne Saite reißt, wandern die meisten von uns noch ins gegenüberliegende Steppenwolf. Wir lernen jede Menge nette Leute kennen und amüsieren uns alle ziemlich gut. Eine Person die hier ungenannt bleiben soll, und im Steppenwolf dem Charme eines weiblichen Wesens erlag und eben diesem nach Hause folgte, verpaßt den Bus-Abfahrtermin um 4:00 um mehr als eine Stunde. Als wir gegen 5:00 dann trotzdem losfahren, werden wir keine 3 Minuten später von einem Taxi (!) angehalten, aus dem die vermißte Person dann grinsend herausspringt... ja ja, der Chickhunter!

08-03-1994, Hannover, Music Hall

Heute dreht sich natürlich alles um Manowars Weltrekordversuch als lauteste Band der Welt. Angeblich soll das Guinness-Buch den P.A.-Lautstärkerekord nicht zugelassen haben, von wegen Körperverletzung etc., dafür werden dann individuelle Rekorde und Bühnenlautstärke gemessen. Zu schlagen waren übrigens 126 DB von Iron Maiden in Donnington. Im dritten Versuch schaffen sie dann 129,5 DB. Joey wird abends von diversen Offiziellen während der Show als "loudest individuel musician ever' angepriesen. Satte 131,7 DB ca. 3m vor seinen Bassboxen wurden gemessen. Natürlich waren jetzt alle bessere Menschen und liessen sich gewaltig abfeiern, Kings of Metal eben. Dave schaffte nur schlappe 124 DB, Rhino mit Backline 127,4 DB, Eric über Monitoranlage mit reichlich Feedback 125,1 DB und der gesamte Lärm in der Mitte der Bühne ergab 124,5 DB. Backstage gabs noch 'ne Pseudo-Party mit einem halben Plastikbecher voll Champagner für jeden, außer für die die zu spät kamen (Leute wie mich also), und eine kurze Ansprache von Rede-Fetischist Joey, der sich über Black Sabbath & Marshall-Türme damals und die Manowar-Backline heute ausließ, und natürlich auch sofort Anspielungen auf die Zukunft machen mußte. Hilfe!!!

09-03-1994, Essen, Grugahalle

Großes Wiedersehen mit Bekannten aller Art: Hansi und Andre von den Guardians, Monitormann Mark und Merchandiser Stoney, die auf der Melodic Metal Tour mit dabei waren, Presseleute etc. etc.. Natürlich wurde vor, während und nach der Show viel gelabert und vor allem getrunken. Der Backstagebereich platzte fast aus den Nähten vor lauter Wichtigheinis, Groupies (auch solche die es mal werden wollen bzw. (!) waren) und den berühmten Im-Weg-Stehern. Für uns bedeutete das vor allem, daß wir jedes Pils einzeln bei der Catering-Crew ordern mußten, die eben dieses ob des unglaublichen Gäste-Aufgebots sparenderweise unter Verschluß hielten. Im Bus gibt es mal wieder "ne Diskussion über den Bühnenaufbau für die Japan-Tour, der eigentlich schon vor 8 Wochen rübergefaxt werden sollte. Schlau wie ich bin, lege ich mich entsprechend früh ab. Soll auch nur bis 4:00 gegangen sein.

10.03.1994, Leipzig, Haus Auensee

Irgendwie ist hier alles nicht so toll, kein Licht auf den Klos, alles dreckig und stinkig und überhaupt. Ralf Scheepers ist der einzige, der die Warnung von Jörg Zaske in den Wind schlägt und trotzdem duscht. Ich beschränke mich aufs Haarewaschen, vom prophezeiten Ausschlag und Haarausfall bleiben wir aber verschont. Nach dem Manowar-Gig sitzen Dirk und ich noch im G-Ray Backstageraum, der direkt neben der einzigen Dusche liegt. Im Gang davor stehen 3 ziemlich stumpfsinnig wirkende blonde Chicks, als Joey in die Dusche will. Eine geht auch mit, worauf wir natürlich, wenig neugierig, sofort die Klappe halten. Nach kurzem Gekicher folgen sogleich diverse "Ach, nees" und "No's", worauf Joey sie mit einem kühlen "OK, out! Have a good night!" rausschmeißt und alleine duschen muß. Schade, schade! Nachdem die letzten Sachen im Bus verstaut sind, verpieseln wir uns sofort gen Kölle.

11-03-1994, Köln, E-Werk

Nachmittags wird die Kölner City von Thomas, Jan, Olaf und mir inspiziert. Wir sind tatsächlich so doof, und besteigen den Kölner Dom, wobei Olaf trotz meiner noch nicht auskurierten Bänderdehnung weit hinter mir zurückfällt. Noch etwas fällt, und zwar Jans Fotoapparat aus meiner Hand, nicht den Dom hinunter, jedoch auf die Steinfliesen, wo dieser sofort zersplittert und die just geschossenen Beweisfotos dem Sonnenlicht preisgibt. Dummerweise kommen wir auch noch 12 Minuten zu spät zum Ausladen, wo uns A.C. und Jörg bereits mit verfinsterten Mienen erwarten, da sie aufgrund mißglückter Absprache auch noch eine halbe Stunde zu früh alleine ausgeladen haben. Außerdem ist bei Dirks Heritage Pink Les Paul die kurz vor der Tour reparierte Kopfplatte irgendwie auf der Strecke Leipzig-Köln wieder angebrochen, was dessen Laune natürlich nicht gerade hebt. Also muß ich auch noch Kais Ersatz-Les Paul auf Dirks Bedürfnisse einstellen (Saitenlage ca. 4-5 km am 12. Bund), aber wir haben ja genug Klampfen mit ("12 Guitars?! Helluva lot for 45 minutes" laut Manowar Gitarren-Techniker Dave). Die Guardians, die heute eigentlich komplett mit Crew einlaufen wollten haben uns auch versetzt (Now it's your turn, Länglich!), und eine Person zieht es vor bei einem ortsansässigen Mädel (only 17?) die Nacht zu verbringen, um für DM 150.- per Bahn nach München nachzukommen). Wenigstens war das Publikum (ausverkauft) heute sehr gut drauf!

12-03-1994, München, Novotel (Day off)

Abends treffen wir Manowar im ersten Stock des Hofbräuhauses, die dort ihr traditionelles (?) Münchner Festmahl einnehmen. Wir setzen uns dazu, trinken ein paar Maas (die wir selber zahlen), essen ein paar Dampfnudeln (die Joey zahlt - Thank you!), und verkrümeln uns relativ schnell nach einem sinnlosen Fußmarsch durch Schwabings-Piff-Kneipen ins Hotel, um uns die WDR Rocknacht mit Rainbow und Deep Purple im TiVi reinzutun.

13-03-1994, München, Terminal 1 - Charterhalle

Letzter Tag: Manowar machen nach ihrem Soundcheck noch eine Fotosession in voller Ritterrüstung auf der Bühne, sodaß wir wieder klasse viel Zeit haben bevor die Türen aufgehen. Dieüblichen Scherze des letzten Tourtages halten sich in Grenzen, da ja nur die gemeinsame Tour hier aufhört (Manowar haben noch Spanien und wasweißich vor sich, wir fahren Ende des Monats noch nach Japan). Während "Heading for tomorrow" baut Rhinos Drumroadie ein paar Becken an Thomas Drumkit ab, und Manowars Monitormixer läßt ein paar köstliche "Tomorrows" über die Monitoranlage jaulen, die es Ralf unmöglich machen den richtigen Ton dagegen zu setzen. Dafür baut Thomas den fast schon legendären "Battle Hymn - Drumeinstieg" in den "Heading"-Break, worauf der Song auch im "Battle Hymn"-Shuffle-Stil zu ende gespielt wird. Während Manowars "Kings of Metal' kommen G-Ray dann in Unterhosen, Bananen essend auf die Bühne, wobei Kai und Dirk aber den Vogel abschießen, da sie aus ihren Hosen den Arsch-Teil, ähnlich den Manowar'schen Bühnenhosen, herausgeschnitten haben. Dave Shankle amüsiert sich köstlich, Eric Adams scheint nicht so begeistert zu sein, vielleicht weil Eric und Joey die einzigen sind, die diese Hosen tragen? Rhino scheint es auch zu gefallen, daß Thomas permanent auf sein Explosions-Drumpad einhaut, Joey dagegen zeigt gar keine Reaktion. Vielleicht konnte er diesen Teil aufgrund der zahlreichen Fans auf der Bühne auch gar nicht sehen. Who knows, who cares? Schließlich heißt es "leave the Hall!", Abschied von der Catering-Crew, der Manowar-Crew (sogar Bühnenmanager Pete fällt es schwer), Shirts tauschen und den Kings höchstpersönlich die Flossen schütteln. See you, brothers!?!


Jörg Schrör

 

Mail to: Joerg@megace.de

Copyright © 1996 Jörg Schrör